Ja des is jetzt a längere Gschicht... wie die Tour auch (insgesamt 22 Seillängen!!). Wir waren nämlich vor zwei Wochen schon mal hier...
Wir haben als "Zustieg" die ersten sieben Seillängen der "Roten Freiheit"
gewählt...das ist eine Route die von ganz unten auf den Rot Turm führt.
So spart man sich den Auf -und Abstieg über´s Mörderwegli....aber man
sollte auch bedenken, dass sich die meist langen Seillängen nicht
von selbst klettern und bei unserem "Altherren Tempo" schon mal
vier Stunden verstreichen können...
Ach ja und der Zustieg von Brülisau ist auch nicht von Pappe...vor
allem ohne Stromrad....wir sind ganz klassisch auf Schusters Rappen
unterwegs...des ziagt si....
Den Einstieg hingegen findet man sehr einfach. Die rote Freiheit kann man
nicht so leicht raufstürmen (also wir zumindest nicht).
Man muss schon immer ein bisschen schauen wo es raufgeht und
die Hakendichte ist auch nicht direkt plaisir...so ca. 2-3 Bohrhaken
auf 50 Meter...
Aber irgendwann ist das auch geschafft und man quert nach der siebten
Seillänge auf dem ausgesetzten Grasband nach rechts unten...
wir haben das gesichert...das war recht angenehm, weil man an einer
Stelle eher steil abklettern muss. Bis zum Stand am Rot Turm sind es
ungefähr 70 Meter...Zwischenstand bei guter Cam Möglichkeit
vorhanden.
Leider fing es bereits bei der Querung zu Tröpfeln an...als wir am Stand sind, gibt´s auch ein kleines Gewitter und wir warten eine halbe Stunde
ab....so richtig gut wird´s aber nicht mehr...wir wollen aber zumindest
noch den Weiterweg erkunden und Dirk pack die erste Länge an...
Kommentar: "so richtig gut gesichert habe ich mich nicht gefühlt"...
Weil die Tour noch sehr lang ist und das Wetter nicht gut ausschaut,
entscheiden wir uns für einen Rückzug.
Der ist von hier noch gut möglich.
Wir seilen ab und queren das Grasband zurück.
Anschließend steigen wir über das Mörderwegli ab.
Dann haben wir das auch mal geshen...
Huift nix, unter diesen Umständen schaffen wir die Tour nie...zumal
sie echt lang ist.
Zwei Wochen später sind wir wieder am Platze und haben einen -oh wunder- gewitterfreien Tag vor uns.
Der Vorteil ist nun, dass wir uns schon gut auskennen und das
Steilgras nicht mehr ganz so wild wirkt...
Wir steigen über das Mörderwegli zur Scharte am Rot Turm auf und
dann zum Einstieg ab...etwas rutschig ist das Gras in der Früh aber
schon noch....ohne E-bike bis Einstieg in etwa vier! Stunden...
Es geht wieder los....Dirk hat heute einen guten Tag...und ich bin
froh, dass er den Vorstieg am Rot Turm komplett übernimmt....
ich glaube nicht, dass ich da so einfach hoch gekommen wäre...
Seillänge am ersten Wulst....an der Stelle nach rechts zu Henkeln klettern
und danach wieder nach links zurück...abgefahren...
Hau Ruck!! Schau nach vorne...nicht zurück...hehe...
Dörk am zweiten Wulst....danach total irrer Quergang oberhalb der
Dachkante nach rechts....
Ja jetzt kommt das Highlight!!!
Von der Kletterei her aber eher unangenehm...vor allem als
"langhaxerta"...ausserdem verdeckt das Gras viele Tritte....
der erste Teil ist allen Ernstes mit 4b bewertet...da schaugst gell...
Wir beziehen Quartier am Zwischenstand...der ist übrigens recht solide...
Ein Bolt, zwei Hakl plus Sanduhr....
Yeah....Muhwer streck dich...das Ambiente könnte nicht traumhafter
sein...
Ich staune nicht schlecht als ich rechts vom Riss zufällig eine Boltroute
entdecke...boah schaut die krass aus...
So auf zur letzten Länge...nach dem Buckel wird´s etwas leichter.
Suprrr gsi, Bua!!!
Wir haben gut Lachen auf dem kleinen Gipfel.
Ein 60 Meter Doppelseil reicht gerade so zum Abseilen...die
möglichen Zwischen Abseilstände schauen gruselig aus,
vor allem der unterste...
Nach kurzer Brotzeit geht´s dann noch um drei! in die Hundstein
Südverschneidung...Niedermann wir kommen....
Zum Glück ist diese etwas besser abgesichert und verlangt eher
"normale" Kletterei.
So kommen wir in Wechselführung einigermaßen voran...ganz
kurz ist dieser Teil der Route aber auch nicht...
Am Abzweig zu eigentlichen Verschneidung hängt in einem
Bolt eine lange weiße Schlinge...aber die Stelle ist eh offensichtlich...
jetzt geht es hinein in Vergnügen...
In der Verschneidung darf dann ordentlich gespreizt werden...und
viele Cams werden (vor allem von mir) versenkt....In einigen
Längen steckt nur ein Zwischenbolt (und das auch noch gleich
nach dem Stand...warum?)
Die letzten zwei Seillängen sind dann richtig toll.
An fast schon dolomitischem Gestein geht´s an Henkeln
steil nach oben...voll cool!
Auf dem Gipfel hat man einen Traumblick...wir nehmen uns Zeit
und genießen den Augenblick....
Dann geht´s zur Hundsteinhütte auf ein "Quöllfrisch" und an Ratsch mit dem total netten Hüttenwirt....
Ich war hier auch schonmal vor 25 Jahren mit einem Bergwacht Ausflug..
Welche Route wir damals gingen, wiess ich nimmer...nur, dass wir in
ein heftiges Gewitter gerieten....
I geh ned aufd Zeitn ...a wenn i no so liab schau....
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Erika (Samstag, 01 Juli 2023 11:24)
Das Kletterjahr beginnt ja gleich mit einem Paukenschlag!
Die Bilder sind einfach traumhaft schön, vielen Dank.
Ich gratuliere euch von Herzen zu dieser tollen Klettertour, das habt ihr wieder einmal
super gemacht. Es verlangt aber auch den ganzen Alpinisten, 4 Stunden Zustieg alleine, und
dann Steilgras, da muss man schon dafür brennen!
Rainer (Freitag, 01 Dezember 2023 22:20)
Gratuliere zur Supertour!… :-)
Ihr schreibt, Ihr hättet rechts vom grossen Riss an der Rotturm-Südwand eine Boltroute entdeckt… Seid Ihr sicher, dass die rechts war? Links des Risses verläuft „Sohlenschreck“ 7a von Aischan Rupp. Rechts des Risses hatte er ein Projekt, ist aber vor Vollendung leider tödlich verunglückt.
Weil ich nicht weiss, wie weit er das rechte Projekt vorangetrieben hatte, eben die Frage, ob Ihr die Bolts vielleicht links des Risses gesehen habt?
Liebe Grüsse, schöne Weihnachtszeit
Rainer
Hannes (Samstag, 02 Dezember 2023 10:25)
Hey Rainer,
danke für deine Rückmeldung....ja doch die Bolts waren rechts vom Riss....die Hakenabstände schauen
unglaublich aus....kann aber sein, dass die Tour nicht fertig gebohrt wurde...weiter oben habe ich keine
Haken mehr gesehen....
Grüße, Hannes
Rainer (Samstag, 02 Dezember 2023 11:26)
Hallo Hannes,
vielen Dank auch Dir für Deine schnelle Rückmeldung… :-)
Dann scheinen die Bolts rechts des Risses tatsächlich Bestandteile des unvollendeten Projektes von Aischan Rupp (und Christoph Angst) zu sein.
Deine Beobachtung hat mir sehr geholfen - bisher dachte ich, das Projekt wäre viel weiter unten schon abgebrochen gewesen.
Aischan wollte wohl die superbeeindruckenden Steilplatten links UND rechts des großen Risses erstbegehen. Links hat er es 1990 mit „Sohlenschreck“ abgeschlossen (auch schon mit Christoph Angst). Rechts wurden sie nicht mehr fertig, bevor Aischan dann leider am 10. Februar 1997 am Matterhorn tödlich verunglückt ist.
Zumindest „Sohlenschreck“ haben sie übrigens mit von Hand geschlagenen Bolts eröffnet.
Thomas Wälti und Christoph Angst, Aischans ganz enge Freunde von damals, haben die rechte Linie übrigens zur Vollendung freigegeben.
Im Kletterführer findet sich übrigens Folgendes: Sohlenschreck, „Unerschrockenheit nötig“, und unvollendetes Projekt, „äusserst kühne Absicherung“; also genau so, wie Du es beschreibst.
Ganz liebe Grüße aus Nordbayern, Rainer :-)
Claudia (Samstag, 16 Dezember 2023 21:35)
Hoi Hannes, wie schwer schätzt Ihr denn diese Bohrhakenlinie rechts des grossen Risses ein (welcher Schwierigkeitsgrad circa)?
Danke und frohe Weihnachten, Claudi
Hannes (Montag, 18 Dezember 2023 10:23)
Hi Claudia,
kann ich kaum einschätzen....aber so 8 rum wird´s schon sein...
Schöne Weihnachten, Hannes